Augsburger Huhn des B236 tritt im Landsberger Stadttheater auf

(Hier geht es zum passenden Artikel der Augsburger Allgemeinen Zeitung!!!)

Die Geschichte vom Theater-Huhn „Bambi“

„Hallo, ich habe Euch heute die bisher aufregendste Geschichte meines Lebens zu erzählen…! Aber alles der Reihe nach.

Mein Name ist Bambi und ich bin zwei Jahre alt. Meine liebe Züchterin (Hannah Staroste) sagt mir immer, ich sei etwas ganz Besonderes, nämlich eine echte Augsburger Henne und somit gehöre ich zu der bedrohtesten Rasse Deutschlands und zur einzigen bayerischen Hühnerrasse! Eigentlich sind die Augsburger wohl eher recht aufgeweckt und flugfreudig, aber ich war schon von klein auf immer recht ruhig und ausgeglichen, anhänglich und liebe meine Menschen. Ich lebe im Moment zusammen mit neun anderen Augsburger Hennen und einer Mix-Henne namens Happy in meinem Bauwagenabteil. Dort bin ich mittlerweile fast schon zur Chefhenne aufgestiegen! Im anderen Abteil wohnen gerade eine ganze Menge Junghennen. So ein Bauwagen ist echt super praktisch, weil der ja mobil ist und somit werden wir auf einer großen Wiese alle paarWochen umgezogen und bekommen sozusagen immer wieder frisches Grün unter die Füße. Damit wir auch nächstes Jahr wieder für einen ganzen Schwung guten Nachwuchs sorgen können, brauchen wir natürlich auch Hähne. Davon haben wir gerade sogar 13 junge Kerle hier! Mal sehen, welche zwei mein Frauchen dann im Herbst gut genug findet, um sie zu uns Damen in die beiden Zuchtstämme umziehen zu lassen. Das ist jedes Jahr wieder spannend! Ansonsten passiert hier aber nicht viel und so fand ich das Abenteuer, dass das Jahr 2019 für mich bringen sollte, gar nicht so unpassend. Am 29. Juni bekam Hannah einen Anruf von Herbert Walter. Den kannten wir bisher noch gar nicht. Er hat als Regisseur ein Theaterstück für das alle vier Jahre in Landsberg stattfindende Ruethenfest geschrieben, „Der Schwed“, und sagte uns nun, dass er dafür noch jemanden mit einem zahmen Huhn bräuchte. Meinem Frauchen war schnell klar, dass ich dafür sehr gut infrage kommen würde, allerdings sollte die Premiere des Stückesschon sechs Tage später aufgeführt werden und wir wussten ja überhaupt noch nicht, was ich da eigentlich machen sollte. Also fuhren Hannah und ihre Mutter Kaja noch am selben Tag ins Theater, um dort erst einmal Genaueres zu erfahren. Ich sollte dort bei insgesamt neun Vorstellungen auftreten und jedes Mal auf der Bühne frei laufend einer Futterstrecke, in Richtung zu einem Mädchen hin, folgen und dort dann gleich wieder von einem Mann, der den Tod spielt, abgeholt werden. Nun gut, Hannah wusste natürlich nicht, wie ich mit so einer ungewohnten Situation umgehen würde und machte sich bestimmt Gedanken, was wäre, wenn ich z. B. ins Publikum hüpfe oder ich mich vom „Tod“ nicht von der Bühne tragen lasse. Immerhin kenne ich ja bisher nur das Leben bei uns zuhause und wurde auch noch nie irgendwo hin transportiert oder von irgendjemand anderem auf den Arm genommen. Deshalb wurde ich wohl auch gleich als die beiden mit diesen Informationen nach Hause kamen zum ersten Mal in eine Transportbox verfrachtet. Das gefiel mir zunächst überhaupt nicht. Eingesperrt sein ist nämlich echt doof. Dann brachten sie mich in etwas, das man Haus nennt und stellten mich dort in ein Zimmer. Als sie die Box öffneten ging ich natürlich sofort hinaus – gaaaanz langsam und vorsichtig. Dass direkt vor mir eine Strecke mit Haferflocken gestreut war, hat mich überhaupt nicht interessiert. Kein Wunder, ich bin ja auch überhaupt noch nie auf so einem komischen Fußboden gelaufen! Was sich diese Menschen immer denken! Dann kamen sie mit einer Dose Maiskörner und legten diese auf den Boden. Da konnte ich dann doch überhaupt nicht wiederstehen und pickte ganz ruhig so viele auf, wie ich in diesem Zimmer finden konnte. Scheinbar hab ich das ganz gut gemacht. Jedenfalls meinte Hannah, dass wir es ja am nächsten Tag einfach mal im Theater ausprobieren könnten. Deshalb kam sie dann also wieder mit dieser Transportbox an, die mir dieses Mal schon fast überhaupt keine Angst mehr machte. Nun musste ich auch das erste Mal in so ein lautes Ding mit vier Rädern einsteigen. Das war mir auch etwas unheimlich, aber schon nach einer kurzen Fahrt fing ich dann doch lieber an, in meinem Heu nach Leckereien zu suchen. Das ist ja auch viel sinnvoller, als laufend aus dem Fenster zu schauen. Die Strecke von der Tiefgarage bis zum Stadttheater Landsberg fand ich allerdings wieder ganz spannend, vor allem weil mich immer wieder so viele Leute interessiert anschauten. Klar, wer sieht schon auch täglich ein Huhn?! Ein wenig mulmig wurde mir, als ich sah, dass Hannahs Mutter einen Fanghaken dabei hatte… Was haben sie denn nur mit dem vor? Meinen die etwa, ich würde weglaufen und sie müssten mich damit irgendwo wieder einfangen?! Im Theater angekommen war ich irgendwie sofort der absolute Star. Jeder wollte mich anschauen und wissen, ob ich einen Namen habe! Vor allem die mitspielenden Kinder haben sich so arg gefreut mich zu sehen. Das war echt toll! Für meine ersten vorsichtigen Schritte auf der Bühne wurden dann allerdings erst einmal alle Schauspieler, bis auf den „Tod“, der übrigens im richtigen Leben Thiemo Welf-Hagen Wacker genannt wird, herausgeschickt.

Dieser Welf hatte bisher überhaupt noch nie mit Hühnern zu tun und auch noch nie eines berührt oder getragen. Ich glaub, der war mindestens so aufgeregt, wie ich! Jedenfalls setzte Hannah mich hinter einem Vorhang hin (so, dass sie die Leute vom Publikum aus auch nicht sehen können) und ich hab gezeigt, dass ich quasi zum Theater-Huhn geboren bin. Natürlich hab ich die Maiskörnerstrecke gleich gesehen und bin freudig, aber ganz langsam und ruhig losgegangen, um möglichst viele von ihnen fressen zu können. Der Welf hat wohl von Hannah gesagt bekommen, dass er mich dann am besten ganz ruhig und nicht von oben nehmen soll. Klar, von oben kommt ja in der Regel Gefahr. Woher soll ich wissen, dass da nicht vielleicht ein Habicht im Anflug ist?! Jedenfalls hat er mich dann sehr vorsichtig hochgehoben und war mindestens so erleichtert wie Hannah, dass ich mich so vorbildlich benommen habe. Danach hab ich dann in meiner Box sofort noch einige Maiskörner bekommen und durfte auch gleich wieder zu meinen anderen Hühnerdamen nach Hause. Vier Tage später war dann die Generalprobe. Dort sah ich jetzt auch zum ersten Mal das Mädchen, zu der ich auf der Bühne hin laufen sollte. Sie hieß Maya Kortländer und war mir auf Anhieb sympathisch! Klar, sie hat ja auch selbst zwei Hühner zuhause. Das merkt Huhn doch sofort. Ein kleines Problem war noch, dass diese Maiskörner-Futterstrecke schon vor Beginn der Vorstellung gelegt werden musste und ich ja erst nach ca. 25 Minuten meinen Auftritt hatte. Derweil sind schon so einige Schauspieler über die Bühne gelaufen und die Körner lagen dementsprechend verstreut herum und waren oft auch schon zusammengetreten. Deshalb gab Hannah dem Welf und der Maya auch noch eine Hand voll Mais mit. Was soll ich sagen? Die Generalprobe klappte schon sehr gut und ich war auch überhaupt nicht mehr aufgeregt! Und das, obwohl mir da erst klar wurde, dass kurz vor mir eine Nebel- und eine Windmaschine ihren Einsatzhaben, es im ganzen Raum komplett dunkel ist und ein Scheinwerfer direkt auf mich gerichtet wird. Ich wartete direkt hinter dem Vorhang und bekam alles mit. Was dann folgte, waren neun Vorstellungen „Der Schwed“ in sechzehn Tagen! Ich wurde von Mal zu Mal noch gelassener. Setzte mich oft in der Wartezeit auch einfach in mein Heubett in der Transportbox oder nahm einen Schluck Wasser. Jedes Mal freute ich mich auf die Maiskörner, die ich noch finden konnte und auch auf die, die mir die Maya zuwarf und mich so über ein großes Stück auf die Bühne lockte. Sie streichelte mich auch immer ganz lieb und nahm mich in den Arm. Schade, dass ich dann schon bald vom „Tod“ Welf wieder abgeholt wurde, aber der trug mich immer ganz toll und sehr vorsichtig von der Bühne. Allerdings hätte ich doch gerne zuerst noch ALLE Maiskörner weggepickt! Naja, das war nun auch wieder nicht so arg schlimm, weil ich nach meinem Auftritt dann nämlich gleich in der Transportbox noch meine Leibspeise, Mehlwürmer, zu fressen bekam. Also, ehrlich gesagt, fand ich meine Zeit als Theater-Huhn ganz wunderbar und ich konnte endlich mal zeigen, wie ruhig und zahm Augsburger Hühner auch sein können! Außerdem haben sich die Leute im Publikum scheinbar immer wirklich gefreut, auch mal ein echtes, freilaufendes Tier auf der Bühne zu sehen. Ganz besonders witzig fanden sie es sicher, als ich mich bei meiner neunten Vorstellung mal kurz auf der Bühne erleichtern musste… Naja, was sein muss, muss sein! So, nun bin ich gespannt, was mein Leben bei meiner lieben Hühnerfreundin Hannah noch so alles mit sich bringt. Ich habe gehört, dass sie gerade überlegt, mich auch zum Ferienprogramm ihres Vereins „Kleintierfreunde Schwabmünchen“ mitzunehmen, weil ich mich doch so gerne streicheln lasse und vielleicht auch, weil ich einfach etwas ganz Besonderes bin 😉 !
Liebe, gackernde Grüße aus Landsberg, Eure Bambi“

(Bild und Text: Kaja Heckmann-Staroste/ Hannah Staroste)